Was will ich bewirken? – vom Kindheitstraum Astronautin zum Coach

Je älter ich werde um so simpler wird das, was ich bewirken will und umso größer und runder wird die Erfahrung dessen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir alle unseren klitzekleinen Beitrag zu einer lebenswerteren Welt leisten können, der dann zusammen mit den Beiträgen anderer Menschen die Welt verändern kann.

Von was habe ich als Kind geträumt?

Als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, Astronautin zu werden.

Ein Wandbils mit einer freien Zeichnung vom Weltall
Das Weltall im Zimmer meines Sohnes

Ich wollte etwas ganz besoderes machen und etwas ganz anderes als Mama und Papa.

Da ich in meiner frühen Kindheit eigentlich nur mit Jungen gespielt habe, war es für mich auch sehr wichtig nicht von einem typischen Frauenberuf zu träumen. Die erste Frau im Weltall zu werden erschien mir sehr erstrebenswert. Ich wollte die Grenzen sprengen, die Welt und unser Leben von außen betrachten.

Da es mir aber schon auf dem Krake der Kirmes schlecht wurde, habe ich diesen Traum relativ schnell wieder aufgegeben.

Dann habe ich das Lesen für mich entdeckt und wollte Schriftstellerin werden, wollte etwas mitteilen, Geschichten schreiben, die neue Perspektiven öffnen, in die man sich hineinfallen lassen kann und mit denen man eine gute Zeit verbringen kann.

Meine Lieblingsautorin hieß Frederica de Cesco. Sie hat viele Jugendbücher geschrieben, die in fremden Ländern und Kulturen spielen. Da ich schon als Kind mit meine Eltern viel gereist bin, hat mich das sehr fasziniert.

Und irgendwie hatte ich ganz selbstverständlich das Gefühl, dass ich etwas zu sagen habe.

Irgendwie habe ich diesen Traum dann aufgegeben. Zum Einen sicherlich, da mir meine Eltern gesagt haben, dass man nicht zur Schriftstellerin wird: „Das kann man nicht lernen. Entweder man hat das Talent, oder nicht.“ Zum Anderen hat mich dann auch meine Pupertät eingeholt, die meine Selbstzweifel genährt hat.

Studium

Nach ein paar Jahren, in denen ich mich mit Protest und Essstörungen beschäftigt habe, entschloss ich mich, Architektur zu studieren. Auch bei dieser Studienwahl hatten meine Eltern Zweifel an meinem Talent und an der „Richtigkeit“ dieser Wahl. Und ich glaube mittlerweile, dass das ein nicht unwesentliches Auswahlkriterium für mich war. Ich konnte zumindest ein bisschen in der Rebellion bleiben und trotzdem etwas Handfestes lernen.

In meinem wunderschönen Studium habe ich gelernt, wie ich mich entwurflich ausdrücken kan und mir wurde beigebracht, dass man mit einem guten Entwurf etwas bewirken kann.

Ich habe auch ein Jahr an dem Architekturlehrgang der Kunstakademie in Düsseldorf teilnehmen dürfen und bin ehrfürchtig durch die langen Fluren und Gänge der Kunstabteilung gegangen. Manchmal war eine Atelier offen und wir konnten hinein spähen und es roch immer so gut nach Farbe und Leinwand.

Bild von den Rundgängen in der Düsseldorfer Kunstakademie mit einem Kunstwerk
Bild von den Rundgängen in der Düsseldorfer Kunstakademie

Ja, ich wollte mich in meiner Kreativität leben und etwas ausdrücken, etwas bewirken. Aber hatte ich dazu vielleicht doch nicht das Talent? Der Zweifel meiner Kindheit holte mich ganz schnell wieder ein.

Ich wurde Architektin und seitdem bin ich eigentlich nie wieder gefagt worden, was ich mit meinem Entwurf aussagen möchte, sondern nur wann es fertig ist und wieviel es kostet und dann vielleicht noch, ob es dem Bauherrn gefällt.

Trotzdem war ich stolz darauf Architektin zu sein und kann mich noch gut daran erinnern, wie ich einmal in Berlin vor einem Bauschild stand und davon geträumt habe, dass da mal mein Name als Entwurfsverfasserin stehen würde.

Mutterdasein

Das ist aber nie so gekommen und wenn, dann würde ich jetzt wahrscheinlich nicht diesen Blog schreiben, was schade wäre.

Ich wurde Mutter von mittlerweile drei wunderbaren Jungen. Als Mutter wollte ich natürlich alles richtig machen. Das habe ich sicherlich nicht hinbekommen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen habe ich ein richtig gutes Verhältnis zu meinen Kindern, von denen zwei schon erwachsen sind.

Ich wollte immer der Anker sein für meine Kinder, die Möglichkeit bieten mit mir zu reden, was immer auch los ist und das ist mir, glaube ich, auch gut gelungen.

Wie bewußt und aufgeschlossen die beiden großen Jungs durchs Leben gehen und das Leben mit allen Höhen und Tiefen nehmen, freut mich sehr.

Ich habe da also schon etwas in die Welt heraus getragen, etwas bewirkt.

Tanzen

Als Studentin entdeckte ich das Tanzen für mich. Mir war schnell klar, dass mir, um es beruflich zu verfolgen, diesmal wirklich etwas fehlte…

Ich hatte Unterricht bei dem wunderbaren Marcio Valeriano, der leider viel zu früh, mit 39 Jahren, verstorben ist. Der Aachener Künstler Ralf Walraff hat ihn noch zu Lebzeiten porträtiert.

Tanzen macht mir heute noch sehr viel Spaß und ich finde, dass man mit dem Körper so viel ausdrücken und eben auch bewirken kann.

Yogalehrerin

Und daduch kam ich vom Tanzen zum Yoga.

Dabei fehlte es mir nicht an Talent 😊.

Yogasitzposition mit Garudasana Armhaltung
me doing yoga

Als ich mich mit dem Hintergrund des Yoga, der Yogatradition beschäftigt habe und erfahren durfte, welcher riesige Erfahrungsschatz hinter den Asanas und Atemtechniken steht, der in der Yogastunde gelehrt wird, war ich total fasziniert.

Es eröffnete sich für mich eine völlig andere Welt.

Ich bin eingetaucht in die Spirtualität und das war mein erstes Freistrampeln von meiner naturwissenschaftlichen elterlichen Prägung.

Ich weiß noch wie ich an meinem ersten Ausbildungswochenende schweißgebadet aufwachte und große Angst hatte, mich auf etwas einzulassen, das vielleicht doch nur esoterischer Hokus Pokus ist. So jedenfalls hätte mein Vater das bezeichnet. Mittlerweile hat er sich irgendwie an mein Yoaglehrerinnendasein gewöhnt. Ich glaube aber, er ist wirklich froh, dass ich noch als Architektin arbeite, denn auch wenn das damals nicht seine Idealvorstellung eines Berufes für mich war, so ist es jetzt doch dieser Teil meiner Berufswelt, mit der er am meisten anfangen kann.

Doch nicht nur die Spiritualität und die Möglichkeit von einem ganz anderen Standpunkt aus auf das Leben zu schauen, haben mich am Yoga fasziniert.

Als Yogalehrerin stellte ich fest, wieviel Spaß es mir macht mit Menschen zu arbeiten, zu schauen wie sie ticken, wie sie sich bewegen, wie sie atmen.

Ich erinnere mich daran, dass ich schon als Jugendliche gerne in einem Straßencafe gesessen und Menschen betrachtet habe. Dann haben sich in meinem Kopf Geschichten geformt, wer sie sind, wie sie in Beziehung zueinander stehen und was sie warum als nächste machen werden.

Als Yogalehrerin kann ich meinen Schüler:innen etwas geben, etwas bewirken. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass das wirklich nichts Großes ist, ist es eben ein Teil, das ich dem großen Ganzen (zurück)geben kann.

Immer mehr

So langsam begann ich dann zu verstehen, dass der Sinn des Lebens für mich nicht darin liegt, immer besser zu sein, immer mehr zu wissen, immer mehr zu leisten.

Das wirklich Wertvolle für mich im Leben liegt in dem Einfachen.

Einfach atmen, einfach sein. Just be you

Indem ich das was ich kann in die Welt trage und nur wenn ich wirklich das in die Welt trage, was ich wirklich bin, trage ich einen wichtigen klitzekleinen Beitrag zu einer bewußten und lebendigen Gesellschaft und einer gerechteren Welt bei.

Je mehr ich in meine Essenz komme, umso mehr kann ich geben. Umso weniger ich leisten will, umso mehr kann ich geben: Einen Teil von meiner Essenz abgeben an andere und damit einen Beitrag zum großen Ganzen leisten.

Coach

Und dann kam 2022 meine Coachingausbildung bei Dana Schwandt. Darüber habe ich meinen ersten Blog, den Jahresrückblickblog geschrieben.

Durch die Ausbildung konnte ich immer mehr ich selbst sein, die Zwiebelschichten meiner Konditionierung abtragen, mich immer mehr von meiner elterlichen Prägung freistrampeln und gleichzeitig schätzen, was sie mir mitgegeben hat.

Ich habe jetzt eine Ahnung von meinem Selbst, das unter den Zwiebelschichten liegt und dieses Selbst, das habe ich schon in der Yogalehrerausbildung erfahren, ist eben auch ein Teil vom großen Ganzen.

The Purpose

Als Yogalehrerin und Coach ist es mir ein Anliegen meine Coachees auf dem Weg des Ablegens der Zwiebelschichten zu begleiten – also das, was mir selbst so viele Möglichkeiten eröffnet hat, weiterzugeben.

Ich möchte „einfach“ ein glückliches und ausgefülltes Leben, mit allen „Aufs“ und „Abs“ führen, Freude und Dankbarkeit weitergeben, Spaß, Körperbewußtsein, tanzen und singen und vielleicht doch noch mehr schreiben…..wer weiß😅

… so dankbar für das, was ist.

2 Kommentare zu „Was will ich bewirken? – vom Kindheitstraum Astronautin zum Coach“

  1. Liebe Dagmar, danke für deinen wundervollen Text. Und super, dass es noch andere Mädels gab, die auch in den Weltraum wollten und Yogalehrerin und Coach geworden sind. Darüber freue ich mich gerade richtig.. Alles Gute weiterhin und herzliche Grüße, Birgit

  2. Liebe Dagmar, mir fällt beim Lesen auf, dass ja jede der Welten, die du neu Betreten hast, im Grnde Betreten von Universen ist, Planeten des Mutterseins, der Architektur, des Tanzes… das finde ich eine schöne Analogie. 😉

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