Unsicherheit als Geschenk

In meinem letzten Blogartikel „Zweifel- eine spannende Eigenschaft unseres Verstandes“ habe ich über das Thema Zweifel geschrieben und dass Zweifeln so unangenehm sein kann, unter anderem deshalb, weil dahinter auch eine große Unsicherheit liegen kann, die man aushalten (lernen) muss. Im Folgenden ein paar Gedanken zum Thema Unsicherheit, wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit😊

Was ist Unsicherheit?

Unsicherheit, ist erstmal das eindeutig das Gegenteil von Sicherheit.

…und ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens, eine Reaktion auf Veränderungen, Herausforderungen und das Unvorhersehbare.

Die meisten Menschen empfinden Unsicherheit als unangenehm und negativ. Daraus schlussfolgern lässt sich, dass wir uns gerne sicher fühlen wollen. Ich kenne keinen Menschen, der:die sagt, dass er:sie sich gerne unsicher fühlt. Ich kenne aber durchaus Menschen, die ein Sicherheitsbedürfnis als unattraktiv empfinden 🤔

Wie entsteht Unsicherheit?

Es braucht nicht immer eines konkreten Auslösers. Bestimmte Ereignisse können tiefliegende Erfahrungen hervorholen. Vermindertes Selbstwertgefühl und Überschätzung des Umfeldes, andere können es besser, können ebenfalls das Gefühl von Unsicherheit hervorrufen. Oder einfach nur das Gefühl, nicht gut genug zu sein, was die meisten Menschen in irgendeiner Ausprägung kennen. 🙄

Was passiert, wenn wir unsicher sind?

Wir sind angespannt, schauen rechts und links, denken darüber nach, was die anderen denken und machen, wir orientieren uns an anderen Menschen, fühlen uns unwohl, unsere Körperhaltung ist eher gebeugt oder unnatürlich aufgerichtet, wir zeigen Schutzmechanismen, werden trotzig, sind beleidigt, weinen, wir machen uns klein oder plustern uns auf oder überhöhen den anderen, wir suchen nach Gleichgesinnten oder grenzen uns ab, haben schwitzige Hände, erröten, unsere Stimme zittert oder wird piepsig, wir werden kurzatmig…

Unsicherheit ist ein Zustand, indem wir etwas nicht unter Kontrolle haben und unsere altbekannten Handlungsmechanismen nicht funktionieren. Damit einher geht die Angst vor einer wie auch immer gearteten Gefahr. Denn Angst ist das große Gefühl, dass unter der Unsicherheit liegt. 😬

Wen betrifft Unsicherheit?

Unsicherheit ist eine Erfahrung, die jedem von uns in unterschiedlichem Ausmaß irgendwann begegnet. Unsicherheit ist ein Produkt unserer menschlichen Natur und unseres Bestrebens nach Zugehörigkeit und Sicherheit in einer unsicheren Welt.

Das heißt nicht, dass es nicht risikofreudigere und unabhängigere Menschen gibt, aber auch die streben, manchmal auch unbewusst nach Sicherheit, und suchen nach Zugehörigkeit und Vertrautheit manchmal sogar in dem Risiko, das sie bereit sind einzugehen. 🙃

Vielleicht kann man sagen, dass unser Sicherheitsbedürfnis in unterschiedlichen Lebensbereichen unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Und je nachdem wie wir Sicherheit bewerten, befindet sich das Sicherheitsbedürfnis oberhalb oder unterhalb der Wasseroberfläche. 🥽

Sicherheit als menschliches Bedürfnis

Sicherheit ist ein Bedürfnis der Menschen, weil es wirkliche Sicherheit im Leben einfach nicht gibt. Und Leben kann einfach nicht sicher sein!

Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht

(Joachim Ringelnatz)

Das Leben ist als solches unberechenbar und wir werden alle früher oder später sterben und/oder krank werden. Unsere Vergänglichkeit ist die tiefliegende Ursache unserer Unsicherheit, unseres Bedürfnisses nach Sicherheit und unserer Ängste.

In unserer Gesellschaft wird dem Thema Tod und Vergänglichkeit aber nicht wirklich ein Stellenwert eingeräumt. Wir wollen uns damit nicht auseinandersetzen und versuchen unser Leben zu kontrollieren, um Unsicherheit möglichst auszuschließen.

Wir greifen immer wieder auf altbekannte Muster und Verhaltensweisen zurück, die uns, weil bekannt, Sicherheit suggerieren. Weiterentwicklung ist damit allerdings fast unmöglich. 😏

Strategien im Umgang mit Unsicherheit

Der Umgang mit Unsicherheit ist von Mensch zu Mensch und abhängig von der Situation, in der sie auftritt, sehr unterschiedlich. Bei den meisten Strategien geht es dabei darum, Unsicherheit zu verbergen, vor uns selbst und vor anderen.

Es gibt nach außen selbstbewusst wirkende Menschen, die im Inneren unsicher sind und alles unter der Maske der Selbstsicherheit verbergen. Das ist meistens kein bewusstes „Nichthinschauenwollen“, sondern passiert häufig unbewusst und resultiert daraus, dass wir unseren Autopiloten angeschaltet haben und eine Strategie anwenden, die wir erlernt haben, um uns nicht mit der unangenehmen Unsicherheit beschäftigen zu müssen und unser Verstand uns so Sicherheit suggeriert.

Es gibt Menschen, die plustern sich auf, oder spielen die:den starke:n Frau:Mann, um Unsicherheit zu verbergen, oder wir ziehen uns in unser Mauseloch zurück, versuchen auszuweichen oder abzulenken.

Das sind m.E. „Bullshit“ Strategien, die uns nicht wirklich weiterbringen und die wir trotzdem immer wieder anwenden. 😎

Wie gehe ich mit Unsicherheit um?

Ganz wichtig, ich rede hier über „normale Unsicherheit, die wir alle mehr oder weniger kennen und nicht über krankhafte Unsicherheit, die es natürlich auch gibt und die psychologisch/ärztlich abzuklären und ggf. zu behandeln ist.

Zunächst ist es wichtig anzuerkennen, dass Unsicherheit ein normaler Teil des Lebens ist und dass es in Ordnung ist, sich unsicher zu fühlen. Wir sollten uns erlauben, diese Gefühle zu akzeptieren und sie nicht zu verdrängen oder zu ignorieren. Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, wie wir mit unserer Unsicherheit umgehen können, indem wir uns auf unsere Stärken konzentrieren, uns selbst Mitgefühl entgegenbringen und uns darauf verlassen, dass wir die Fähigkeiten haben, um mit den Herausforderungen des Lebens klarzukommen.

….dazu braucht es Mut😎

Unsicherheit als Geschenk/Chance

Wenn wir es schaffen, uns der Unsicherheit mit voller Aufmerksamkeit zu widmen, ihr also bewusst begegnen, kann es uns dazu bringen, aus unserer Komfortzone herauszutreten und uns neuen Situationen zu stellen. Sie kann uns dazu bringen, unsere eigenen Grenzen zu erkennen und zu überschreiten, uns neuen Herausforderungen zu stellen und neue Wege zu finden. In der Unsicherheit liegt die Möglichkeit, unsere Resilienz und unseren inneren Mut zu entdecken, um uns den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen.

Indem wir uns unseren Ängsten stellen und sie überwinden, können wir ein tieferes Verständnis von uns selbst gewinnen und unsere Selbstachtung stärken. Wir können lernen, uns selbst zu vertrauen und unseren eigenen Weg zu gehen, auch wenn er ab und an unsicher und ungemütlich sein kann.

Wir können uns weiterentwickeln und letztendlich ein erfüllteres und authentischeres Leben führen. 😊

Alles im Leben ist ein Geschenk auch wenn es sch…. verpackt ist!😅

aus dem Kartenset „made for more“ von Dana Schwandt, illustriert von Jutta Fleischer

Meditation und Atemarbeit kann beim bewußten Umgang mit Unsicherheit und anderen negativen Gefühlen gut helfen. Wen Du mehr darüber wissen willst, melde dich sehr gern bei mir: <mail@dagmarkorte.de>

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